TYPENGESCHICHTE
Im Jahr 1994 betrat Alfa Romeos neue Baureihe 916 die automobile Showbühne.
Nachdem die Fangemeinde ein Jahr auf einen Spider im Programm verzichten
und 7 Jahre auf einen Gtv-Nachfolger warten musste, präsentierte
Alfa erstmals seinen neuen zweisitzigen Spider und ein 2+2-sitziges
Coupé, den Gtv, auf dem Pariser Autosalon der Öffentlichkeit.
Die
extreme, polarisierende Keilform der beiden Modelle spaltete
die Meinung der Alfisti in zwei Lager, kehrte man doch den bisherigen
fließenden Formen den Rücken.
Ferner
verfügten beide bis auf das Dach und den Heckabschluss
fast identischen Modelle über quer eingebaute Triebwerke
und Frontantrieb. Trotzdem eroberte der Donnerkeil mit seinem
avantgardistischen Auftritt die Fangemeinde. Das von Pininfarina
stammende Design enthält viele Elemente der Studie „Proteo“
vom Centro Stile Alfa Romeo aus dem Jahr 1991 und erinnert in
Bezug auf seine ineinander laufenden Flächen an Pininfarinas
Studie „Mythos“ mit Ferrari-Technik, ebenfalls aus
dem Jahr 1991.
|
|

Die eigentliche, für 1993 vorgesehene Präsentation des neuen
Spider verzögerte sich um ein Jahr, da der damalige Fiat-Verantwortliche
Paolo Cantarella den Einbau einer aufwändigeren Mehrlenker- Hinterachse
forderte. Somit erhielt die 916er-Reihe ein in dieser Klasse konkurrenzloses
Fahrwerk, was allerdings zu Lasten des Kofferraumvolumens ging.
|
Gleichzeitig
unterstrich man damit noch mehr die Stellung des Spider zur ein
Preissegment tiefer positionierten, im selben Jahr wie der Spider
entstandenen Fiat Barchetta. Zum Verkaufsstart schickte Alfa Romeo
beide Modelle mit einem Vierzylinder „Twin Spark“-Motor
mit 2.0 l Hubraum, 16 Ventilen und 150 PS bzw. einem V6-Aggregat
ins Rennen. Während im Spider der
altbewährte 3.0 l 12-Ventiler mit
192 PS, dessen Basis vom Alfa 6 stammt, verbaut wurde, erhielt
der Gtv einen 2.0 l
V6 Turbomotor. |
Somit
verfügte Alfas sportliche Speerspitze, der 2.0 V6 TB, über
202 PS und die in dieser Klasse erwarteten Fahrleistungen. Mit
seinem 192 PS V6 ist der Spider wieder der erste offene Großserien-Alfa
mit 6 Zylindern seit dem „2600 Spider“ Mitte der 60er
Jahre. |
|
|
Zum
Modelljahr 1997, also ab Herbst 1996, ergänzte der 220 PS
starke, mit 24Ventilen ausgestattete 3.0 l V6-Motor die Palette
des Gtv und bildete somit die Top-Motorisierung von Alfas Sportcoupé.
Neben begeisternden Fahrleistungen verhalf dieses Triebwerk dem
Gtv zu dem so beliebten, für den Alfa 6-Zylinder typischen
Sound. Zudem waren ab diesem Zeitpunkt die hochwertigen Momo-Ledersportsitze
für das Interieur von Spider und Gtv erhältlich. |
|
Das
Jahr 1998 brachte für Spider und Gtv das erste größere
Facelift. So erhielt die 916er-Reihe ab März u. a. ein Scudetto
mit verchromtem Rahmen, mitlackierte Front- und Heckschürzen
sowie Seitenschweller und andere Felgen, eine geänderte Mittelkonsole
und die optional erhältlichen Ausstattungsvarianten „Blue
Style“ und „Red Style“, bei denen die Sitze,
das Armaturenbrett und die Türverkleidung einheitlich in
blau bzw. rot abgestimmt waren. |
|
In
der „Lusso“ (Luxus-)- Ausstattung war mit dem Facelift
auf Wunsch eine Klimaautomatik erhältlich. Des Weiteren waren
ab sofort der Tachometer und der Drehzahlmesser chromumrandet
sowie die Vordersitze etwas höher montiert. Auf Wunsch konnte
der Gtv fortan mit einem „Aerokit“ bestellt werden.
Ferner bekam der Spider mit dem Facelift als Basismotorisierung
den 1.8 l T.Spark-Motor mit 144 PS und rundete somit die Palette
in Deutschland nach unten ab. |
Diese
Basismotorisierung war in anderen Ländern auch im Gtv erhältlich.
Zudem steigerte Alfa mit Umstellung der Emissionswerte von Euro
2 auf D 3 die Leistung des 2.0 l T.Spark-Triebwerks von 150
auf 155 PS. Der Gtv erhielt in seiner Topmotorisierung als 3.0
l V6 24V serienmäßig ein 6-Gang-Getriebe, das den
sportlichen Charakter des Triebwerks noch unterstrich. Das Kofferraumvolumen
der beiden Modelle stieg mit dem
Facelift durch den Entfall des Notrads von 110 dm³ auf
147 dm³ beim Spider und auf 155 dm³ beim Gtv. Im Jahr
2000 wurde die Produktion der Alfa-Sportwagen vom Alfa Romeo-Stammwerk
Arese zu Pininfarina im Turiner Vorort Grugliasco verlagert.
Gleichzeitig erfolgte ab Herbst 2000 eine Umstellung der Motorenpalette,
um die Euro 3 Emissionsvorgaben zu erfüllen. Hierdurch
reduzierte sich die Leistung des 2.0 l Twin Spark-Motors wieder
auf 150 PS.
|
|
Die
Leistung des 3.0 V6 24V des Gtv sank mit dieser Umstellung von 220 auf
218 PS. Dieser Motor ersetzte fortan den bisherigen 192 PS 3.0 V6 12V
des Spider. Ebenso entfiel die 1.8 l 144 PS Basismotorisierung sowie
der 2.0 V6 TB, der auf anderen Märkten auch im Spider angeboten
worden war. Die Produktion des 202 PS Turbomotors wurde komplett eingestellt,
da die Euro 3-Norm nicht erfüllt werden konnte. Der Innenraum wurde
durch hochwertigere Materialien an der Mittelkonsole aufgewertet, und
die Einfassung von Tachometer und Drehzahlmesser wieder schwarz eingefasst.
|
Im
Mai 2003 erfuhr die Modellreihe 916 eine letzte Frischzellenkur
in Form eines tief greifenden Facelifts. So gestaltete Pininfarina
den Frontbereich neu und passte ihn den aktuellen Stilmerkmalen
der Marke Alfa Romeo an. Dabei erhielt er ein wesentlich größeres
Scudetto mit verchromten Querstreben, größere Scheinwerferausschnitte
sowie einer geänderten Stoßstange und Räder in
neuem Design. Im Interieur wurde die Sitzposition optimiert, die
Mittelkonsole neu gestaltet und die Schalter neu angeordnet. |
|
Die Cockpitbeleuchtung
wechselte von grün auf rot, und die Tachoskala wurde auf
stolze 280 km/h erweitert. Dem Spider und Gtv standen fortan ein
überarbeitetes Fahrwerk und als Antriebsquelle außer
dem bekannten 2.0 Twin Spark noch zwei weitere Triebwerke der
aktuellen Generation zur Verfügung. So hielt der 2.0 JTS
(Benzindirekteinspritzer mit 165 PS) und der legendäre 3.2
V6 24V mit 240 PS in Alfas Sportwagen Einzug. |
Bei letzterem
handelte es sich um den aus dem Alfa 156/147 GTA bekannten V6 mit einer
um 10 PS geringeren Leistung, der den bisherigen 3.0 V6 24V ersetzte.
Des Weiteren wurden die Modelle mit 165 PS und 240 PS serienmäßig
mit einer abschaltbaren Traktionskontrolle (ASR) ausgerüstet. Gleichzeitig
wurden die neuen Ausstattungslinien an die Motorisierung gekoppelt.
|
Die
2.0 T.Spark-Modelle sind als „Base“ erhältlich,
der 2.0 JTS als „Medio“ und der 3.2 V6 24V als „Lusso“,
was den höchsten Ausstattungsstandard markierte. Nach 81.799
hergestellten Alfa Gtv/Spider endete im Jahr 2004 die Produktion
der so markanten Sportwagen von Alfa Romeo, die noch bis ins Jahr
2005 verkauft wurden. |
SONDERMODELLE
Wie
von vielen anderen Modellen waren auch von der 916er-Reihe einige
Sondermodelle auf dem deutschen Markt erhältlich. So war
im Jahr 2001 der Spider als „Edizione Classica“
in schwarzmetallic mit hellgrauer Lederausstattung als 2.0 T.Spark
oder 3.0 V6 24V mit 17’’-Alurädern im Handel.
Als Gtv-Sondermodell kam im Jahr 2001 der auf 500 Stück
limitierte Gtv „Edizione Sportiva“ auf den deutschen
Markt. Dieser Gtv war mit seinen Lufteinlässen in den Kotflügeln,
seinen weißen Seitenblinkern und den 17’’-Alurädern
nur in schwarzmetallic erhältlich. Im Innenraum verfügte
er über elektrische Sportsitze mit schwarzem Leder und
roten Ziernähten. Als Motorisierung standen dem Gtv „Edizione
Sportiva“ wiederum wahlweise der 2.0 T.Spark oder der
3.0 V6 24V zur Verfügung.
|
|
|
Im Jahr
2002 kamen mit den Modellen „Edizione Elegante“ und
„Edizione Sportiva“ zwei weitere Spider-Sondermodelle
auf den Markt. Der „Edizione Elegante“ erschien wiederum
in schwarzmetallic und verfügte über eine Lederinnenausstattung
mit grauen oder roten Sitzmittelbahnen, Türverkleidungen
und Lederbezügen im Fond sowie über 17’’-Aluräder
und weiße Seitenblinker. Auch er war wahlweise als 2.0 T.Spark
oder 3.0 V6 24V erhältlich. Das nur in Silber erhältliche
Modell „Edizione Sportiva“ war mit Lufteinlässen
in den Kotflügeln und Seitenschwellern ausgestattet. Das
aus schwarzem Leder mit roten Ziernähten bestehende Interieur
konnte optional noch durch eine elektrische Sitzverstellung aufgewertet
werden und war ebenfalls mit Lederbezügen im Fond ausgestattet.
Ferner verfügte das Modell über 17’’-Aluräder
und weiße Seitenblinker. Das letzte Sondermodell der 916er-Reihe
war der Spider „Edizione 2004“. Er war gleichzeitig
der letzte produzierte Spider der 916er-Reihe. Die „Edizione
2004“ war in rot- oder blaumetallic mit farblich abgestimmter
Innenausstattung erhältlich und auf 200 Stück limitiert.
Sie besaß 17’’-Aluräder des TI Ausstattungspakets
und war ausschließlich mit dem 2.0 JTS Motor lieferbar.
In diversen Ländern war der Gtv im Jahr 2001 als limitiertes
Sondermodell „Cup“ erhältlich. |
|
Dieser
in Anlehnung an den 1999 und 2000 in Italien ausgetragenen „Gtv
Cup“ entstandene Gtv verfügte über das komplette
Alfa Romeo-Spoilerkit. Das bei Zender entstandene Kit umfasste
einen Frontspoiler, Seitenschweller und den vom Aerokit bekannten
Heckflügel sowie die Lufteinlässe in den Kotflügeln.
Ferner verfügte das Modell über 17’’-Aluräder
und eine Teillederausstattung. Der „Gtv Cup“ war als
2.0 T.Spark und als 3.0 V6 24V erhältlich. Er wurde in alfarot
und in silber angeboten. So war dieses Sondermodell z.B. in Großbritannien
auf 150 Stück begrenzt und nur in alfarot erhältlich.
Zudem erschien der Gtv und der Spider auf anderen Märkten
im Jahr 2001 als Sondermodell „Edizione Limitata“. |
Der Gtv war
blaumetallic oder schwarzmetallic mit tabakfarbener Lederausstattung
und 17’’-Alurädern. Als Spider war die 600 Exemplare
umfassende 916er-Sonderserie z.B. in gelb mit 17’’-Alurädern
erhältlich. Die „Edizione Limitata“-Modelle konnten
je nach Land mit dem 2.0 T.Spark oder dem 3.0 V6 24V bestellt werden.
|
Im Jahr
2002 erschien u.a. in Australien der Spider „Veloce“
als 2.0 T.Spark in silbermetallic mit schwarzem Leder und silbernen
Ziernähten bzw. in schwarzmetallic mit schwarzem Leder und
roten Ziernähten. Beide Modelle besaßen einen lederbezogenen
Fond und 17’’-Aluräder. Als kuriosestes, leider
nie in Serie gegangenes Sondermodell bzw. Prototyp sei der 1997
entstandene Spider „Monoposto“, eine Art Speedster,
erwähnt. Er verfügte über nur einen Sitzplatz,
eine kleine, niedrige Frontscheibe und einen Überrollbügel.
Dieses mit dem 3.0 V6 (192 PS) ausgerüstete Fahrzeug besaß
zudem 18’’-Aluräder, eine geänderte Bremsanlage
und ein Spoilerkit. |
MOTORSPORT
Im Rahmen der italienischen „Superturismo“-Rennserie wurde
in den Jahren 1999 und 2000 der „Gtv Cup“ ausgetragen.
Bei diesem Markenpokal wurden weitestgehend seriennahe Gtv 3.0 V6
24V eingesetzt. Die entsprechend dem Reglement im Innenraum mit Schalensitzen,
Überrollbügel, Sportlenkrad etc. ausgerüsteten roten
Fahrzeuge verfügten über das Alfa Romeo Spoilerkit, das
auch das in Anlehnung an die Rennserie entstandene Sondermodell „Cup“
trug.
Beim BF Goodrich
Langstreckenrennen am 21. und 22.09.2001 auf dem Nürburgring setzte
„Engstler-Centro Sportivo“ für die Redakteure des Automagazins
„Sportauto“ einen entsprechend präparierten Gtv 3.0
V6 24V ein. Der 270 PS starke Gtv wurde von „Engstler Motorsport“
aus Wiggensbach dem Regelwerk entsprechend aufgebaut. Leider bereitete
ein technischer Defekt dem roten Renner ein frühzeitiges Aus. Für
ein weiteres 24h-Rennen auf dem Nürburgring im Mai 2003 präparierte
Franz Engstler obigen Gtv-R 3.0 abermals, sodass er fortan 300 PS leistete
und mit dem Facelift 2003 an den Start ging. Des Weiteren sind Einsätze
des Gtv bei verschiedenen Markenrennen in Europa und sogar in Japan
bekannt.
|